Tag 6 (06. August)

Frühes Moped frisst die Strasse... nicht wirklich witzig, war noch zu früh!

Frühes Moped frisst die Strasse… nicht wirklich witzig, es ist noch zu früh!

Wissen eigentlich alle ausser mir, dass Finnland bei dem Blödsinn mit der Sommerzeit nicht mitspielt? Ich wache auf, ein Blick aufs Handy, und: „Schon 06:00 Uhr?“. Ich habe ja nichts Besseres vor und weil es regnen soll, schadet es auch nicht, früh loszukommen. Das mein Handy die Ortszeit anzeigt, wird mir erst viel später klar!

Eine kurze Dusche (mit 200 Meter Weg durchs Unterholz) und die wenigen Sachen sind schnell gepackt. Währenddessen explodiert mir noch die Kaffeemaschine in der Hütte, offenbar ist das deutsche Kaffeepulver zu fein und verstopft den Filter. Diese Sauerei.. also ohne Kaffee das Brötchen (noch übrig von gestern) vernichtet und los gehts.

Dunkle Wolken scheinen jede Drohung wahr machen zu wollen und heute habe ich auch endlich oben die dritte Schicht angezogen. Es wird frisch!

Viele Motorradfahrer schwören, dass es in Finnlands Norden keine Problem mit den Tankstellen gibt, man sollte nur jede Gelegenheit zum Tanken nutzen.

Das erste Mal an einer Baumgrenze. Es wird noch kahler werden!

Das erste Mal an einer Baumgrenze. Es wird noch kahler werden!

Es kommt eine Tankstelle, sehr einsam und sehr leer, aber ich will die Gelegenheit nutzen. Der Automat kann auch nur finnisch und ich rätsel mich mit meiner Visa-Karte durch das Menü. Irgendwie erscheint dann das Zapfpistolensymbol, ich beginne zu tanken, aber die Säule will nicht. Ein paar Tropfen und nach 4,-€ ist Zapfenstreich. Ich lasse die Pistole stecken (die Zapfpistole!) und gehe in die Tanke. Auch hier alles leer, bis auf den müde wirkenden Typ an der Kasse. Er radebrecht mehr schlecht als recht: „Ja, der Tank ist leer, wird nachher beliefert, ist ja auch noch früh!“

Wie? Früh? Ich schaue auf die Uhr im Kassenraum, es ist doch schon halb Acht! Der müde nette Finne erstattet mir die 4,-€, schenkt mir also die Tropfen Benzin und ich mache mich auf die Suche nach einer nächsten Gelegenheit, die ich dann 50 Kilometer weiter finde.

Inari

Inari

Es geht auf der E75 weiter nach Inari am Inarisee. Die dunklen Wolken lasse ich im Süden zurück, im Norden lockt der blaue Himmel! Jeder Halt lockt eine Wolke Mücken an. Und ich hatte das bisher immer als abenteuerliche Erzählungen von Touristen abgetan. Die Erzählungen stimmen! Alle!!

Jetzt bloß keine Panne!

Jetzt bloß keine Panne!

Noch ein paar Kilometer weiter und dann geht es auf die N92.

Wenn es in Europa ein Ranking für die einsamsten Strassen geben würde, diese Strasse wäre ganz weit vorne dabei. Es ist wirklich unglaublich und toppt alles, was ich den Tag zuvor erlebt hatte. LKW gibt es hier gar nicht, maximal alle halbe Stunde ein Wohnmobil oder ein Biker.

Die heimlichen Herscher auf den Straßen... und weiße Rentiere sind doch nicht selten!

Die heimlichen Herscher auf den Straßen… und weiße Rentiere sind doch nicht selten!

Ja, und die Rentiere. Die werden langsam lästig. Sie springen auch nicht mehr auf die Strasse, nein: die Strasse gehört ihnen. Wenn man sie rechtzeitig sieht, bremsen, langsam um sie herum fahren und weiter. Und wenn man sieht nicht rechtzeitig sieht? Gar nicht daran denken.

 

Ein letzter finnischer Kaffee!

Ein letzter finnischer Kaffee!

Dann bin ich plötzlich in Norwegen und habe eine volle Stunde gewonnen! Und wie nutzt man diese Stunde? Eigentlich wollte ich nur bis Olderfjord und hatte mir dort einen Campingplatz ausgesucht. An der Tankstelle in Olderfjord (jede Gelegenheit nutzen!) frage ich nach einem Geldautomaten und die nette Bedienung sagt „Im nächsten Ort… 100 Kilometer weiter!“. Und einen Campingplatz soll es dort auch geben. Ich bin nicht wirklich erstaunt, habe ja noch eine Stunde (Norwegen = Sommerzeit!) gut, also los!

Das Nordkapp zum Greifen nahe!

Das Nordkapp zum Greifen nahe!

Es wird eine atemberaubende Fahrt entlang des Parsangenfjords. Der eiskalte Salzwind von der Barentsee wirkt zunächst belebend, wird dann aber richtig frisch. Und dann der Tunnel! Das Nordkapp liegt auf einer Insel und damit die mobilen Touristen nicht alle mit der Fähre übergesetzt werden müssen, bauten die Norweger den drittlängsten Unterwassertunnel Europas. Mit bis zu 10% Gefälle und 7 Kilometer Länge ist die Durchfahrt beeindruckend. Und saukalt! Ich habe die Griffheizung eingeschaltet.

Das rote Gebäude links: die Jugendherberge (Wandererheim) in Honningsvåg

Das rote Gebäude links: die Jugendherberge (Wandererheim) in Honningsvåg

Um es kurz zu machen: einen Campingplatz habe ich in Honningsvåg nicht gefunden. Dafür jede Menge Norddeutsche, die von zwei großen Kreuzfahrtschiffen an Land gelassen wurden. Mein Kennzeichen lockte sie alle an und beinahe hätte ich Autogramme gegeben. Wieviele Männer zu schwärmen begannen, „..so eine Tour! Man müßte… Wenn der Rücken nicht wäre… ja, früher…“! Die Frauen lächelten nur. Und ich? Ich gab ihnen recht („…so eine Tour ist schon etwas verrückt…“) und freute mich, dass ich das noch durchziehen kann!

Jetzt sitze ich in der Jugendherberge, schreibe den Blog und werde morgen, wenn die Kreuzfahrer weg sind, die letzten Kilometer zum Nordkapp zurücklegen. Auf die Startposition!!

 

5 Kommentare

  1. Also mein lieber Frank, Sturm hat Christa Dir gewünscht. Außerdem kennen wir die Atlantikstraße nur bei Sonnenschein, wie wir Norwegen nur so kennen ( wie war das mit den Engeln die auf Reisen gehen 😉😘) damit will ich natürlich nicht behaupten, daß da nicht ein lieber Engel😇 auf dem Bock sitzt.😂

    • Na gut, sieh zu dass Du Dir ein Moped beschaffst. Die Lofoten und die Bundesstrasse 17 sollte man sich auch einmal bei gutem Wetter anschauen 😉
      Und wenn Du die Wettergarantie bist… oder soll ich Christa dann mitnehmen?

  2. Ready, staedy, 🔫 go
    🌐
    🚴💨
    (Schade, bei Emoji gibt es kein Motorrad 😔)
    Jetzt geht es richtig los.
    Ab in den Süden ☀️
    Gute Fahrt.

  3. Cool … die JH…

  4. …. und denke bitte dran in der Live-Cam am Nordkap Deine Spuren für uns Blogger und Heimgebliebenen zu hinterlassen!! 😉

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