Von Stryn nach Åndalsnes (02.Juni)
Als wir am Morgen beim Frühstück saßen, waren wir uns (fast) alle einig: dies war die bisher beste Unterkunft. Kurz überlegten wir, ob wir zwei Tage bleiben und dann von hier Tagestouren unternehmen wollen.
Letztlich überwog aber die Aussicht auf „den Fjord der Fjorde, das Tal der Täler und die Straße der Wasserfälle“. Dies alles wäre mit Tagestouren nicht möglich.
Also: „Sattelt die Mopeds und weiter geht’s!“
Die Europastrasse 15 führte uns am Südufer des Oppstrynsvatnet erneut hinauf in die Berge. Als wir schließlich aus dem Oppljostunnel herauskamen, lag vor uns der teilweise zugefrorene Langevatnet. Wir bogen auf die Reichstrasse 63 zum Djupvatnet ab und wieder schenkte Norwegen uns ein beeindruckendes Panorama.
Djupvatnet heißt übersetzt aus dem Norwegischen „tiefer See“ (trotz dieses Namens ist er mit 200m Tiefe bei weitem nicht der tiefste See in Norwegen!), hinter dessen Eisfläche erhob sich wie eine Wand der Dyuppvashytta.
Kurz hinter dem See ging es über eine private und mautpflichtige Strasse hinauf auf den Dalsnibba. Wer enge Serpentinen mit freiem Blick in die Tiefe liebt, der ist hier richtig!
Der Berg ist wegen der Aussicht auf den 7 Kilometer entfernten Geirangerfjord („der Fjord der Fjorde“!) beliebt. Mit 1495m ü. NN ist er zugleich der höchste befahrbare Aussichtspunkt auf einen Fjord!
Hier machten wir eine längere Rast und ließen die Landschaft auf uns wirken. Gut dass es mittlerweile Digitalfotografie gibt, ich hätte hier mehrere Kleinbildfilme verschießen können!
Weiter ging es über Geiranger nach Eidsdal auf die Fähre nach Linge. Ohne Eile nahmen wir dabei fast jeden Aussichtspunkt mit, konnten am Flydalsjuvet leichtsinnige Touristinnen beobachten (es gibt da ein Foto…), sahen das „Traumschiff“ MS Deutschland und fuhren entspannt mit 80km/h auf der nahezu freien Strasse. Diese Straße heißt Ørnevegen (die Adlerstraße) windet sich durch elf Haarnadelkurven vom Geirangerfjord bis zum höchsten Punkt, 620 Meter über dem Meeresspiegel. Bei Ornesvingen hielten wir noch einmal, um das fantastische Panorama über Geiranger, den Geirangerfjord, den Wasserfall „De syv sostrene“ (die „Sieben Schwestern“) und die Bergalm Knivsflå genießen.
Am nächsten Highlight wären wir beinahe vorbeigefahren, aber offenbar hat man von einer R100GS eine bessere Sicht 🙂 !
Der Gudbrandsjuvet ist eine 5 Meter breite und 20-25 Meter tiefe Schlucht, die der Fluss Valldøla gegraben hat. Sie liegt direkt an der Straße zum Trollstigen. Man kann auf abgesicherten Wegen und von einer Fußgängerbrücke über das tosende Wasser wandeln. Das Wasser formte hier ein System aus tiefen Gletschermühlen und bizarren Formationen. Die Schlucht ist unter der Wasseroberfläche etwa ebenso tief wie darüber.
Laut einer Sage aus dem 16. Jahrhundert wurde die Schlucht nach einem Mann namens Gudbrand benannt, der sich mit einer geraubten Braut davonmachen wollte. Er rettete sich vor seinen Verfolgern durch einen beherzten Sprung über die schmalste Stelle der Schlucht. Gudbrand wurde daraufhin für vogelfrei erklärt und lebte den Rest seines Lebens in einer Steinhütte oberhalb der Gudbrandsjuvet in einem der Seitentäler, das noch heute Gudbrandstal genannt wird.
Schließlich die Trollstigen mit schwindelerregenden Aussichten auf fast senkrechte Berghänge, Wasserfälle und grüne Täler.
Die Bergstraße Trollstigen hat eine starke, neunprozentige Steigung und elf Haarnadelkurven. Rund um die Straße ruhen majestätische Berge. Die Namen der Berge wie Kongen (König), Dronningen (Königin) und Bispen (Bischof) unterstreichen ihre Erhabenheit.
Auf dem Pass wurde ein recht häßlicher Betonklotz (Touristenzentrum) errichtet, von dem ich ganz bewußt kein Foto gemacht habe.
Denn: das Café, der Souvenirshop und sogar die Toiletten hatten bereits geschlossen!
Wenn man jedoch den mehr als großzügigen (!) Parkplatz überquert hat, dann öffnet sich das Trollstigplatået mit zwei spektakulären Aussichtsplattformen und mit beeindruckenden Blicken über die Bergstraße Trollstigen. Weil beide Plattformen einen Boden aus offenen Gittern besitzen, kostet es manchen Besucher etwas Überwindung, diese zu betreten.
Die Suche nach dem (erneut telefonisch reserviertem) Vandrerhjem in Åndalsnes brachte für den ein oder anderen ganz neue Erfahrungen:
das norwegische Militär ist hilfsbereit, manchmal sollte man doch auf das Navi hören und je später der Einkauf, desto alkoholfreier das Bier!