Der Beweis? Wofür? Weshalb? Warum… Eine sehr kryptische Überschrift und ich will euch auch nicht zu lange auf die Folter spannen. Vor drei Jahren schrieb ich anlässlich meiner ersten Tour zum Nordkapp, das meine größte Sorge nicht die Kollision mit einem Rentier sei, sondern dass mir die Horizontjägerin umfallen würde. Ich war sicher, diesen Haufen „Heavy Metal“ nicht alleine aufrichten zu können. Heute habe ich den Beweis antreten dürfen…
Der Reihe nach: Aufstehen, frühstücken, abbauen, beladen… wie bei fast jeder größeren Tour hat sich auch diesmal nach dem dritten Tag eine gewisse Routine eingestellt.
Dann ging es nach einem kurzen Abschied von Andris auf die Landstrasse und es wurde eine selten eintönige Fahrt. Die Strecke, die ich vorher geplant hatte, ging von Riga nach Tallinn fast dreihundert Kilometer nur geradeaus.
Durch Landschaften, die zunächst an die französische Atlantikküste erinnerten (Nadelwald, heller Sand, im Hintergrund das Meer). Dann fast nur noch Wald auf beiden Seiten. Man hätte meinen können, schon in Finnland zu sein. Der Übergang von Lettland nach Estland… geschenkt. Ein Beifahrer, der kurz aufs Handy geschaut hätte, dem wäre nichts aufgefallen. Die Strassenbeschriftungen sind für mich auf beiden Seiten der Grenze unverständlich, die Verkehrsregeln und Schilder unterscheiden sich kaum.
Der Benzinverbrauch war dagegen sensationell. Beim ersten Tankstopp nach knapp 250 Kilometern passten gerade 11 Liter in den Tank! Unglaublich, rechnet es selber mal aus!
Das Wetter war durchgehend heiss, lediglich der Wind aus Nord-Ost wurde immer stärker und böiger. Es schien eine Schlechtwetterfront aufzuziehen.
Dann endlich Tallinn! Über eine Hügelkuppe kommend, lag die Stadt plötzlich vor mir. Und genauso lag vor mir plötzlich eine Regenfront. Fast unvermittelt stand die Strasse knapp 200 Meter vor mir komplett unter Wasser. Da ich gerade an einer Ampel hielt und rechts von mir ein großer Baum Schutz vor den Wassermassen versprach, fuhr ich rechts auf den Fahrradweg, wollte dann scharf nach rechts auf den Fußweg abbiegen und musste mich im Schrittempo kurz mit dem rechten Fuß abstützen. Mein rechter Fuß fand jedoch keinen Boden (eine Absenkung an genau dieser Stelle!!!) und ich stand mit der Kiste in einer Schräglage, die ich gerade noch 10 Sekunden halten konnte.
Dann kullerte ich auf den Rasen, die Maschine lag flach und der Regen setzte ein.
Wenn der freundliche Autofahrer hinter mir an der Ampel nicht sofort ausgestiegen wäre („May I help you?“), dann würde ich vermutlich immer noch neben der Horizontjägerin sitzen und fluchen. Gemeinsam wuchteten wir die Maschine im dritten Anlauf hoch und rollten sie unter den schützenden Baum. Sorry, dafür gibt es keine Fotos!!!
Als der Regen dann nachliess, setzte ich die Tour fort und fand schließlich auch den Geheimtipp der Geheimtipps unter den Campingplätzen. Mitten in Tallin, im Garten einer alten Villa, hat die Besitzerin sich mit den Nachbarn der anliegenden Mehrfamilienhäusern arrangiert und einen kleinen Campingplatz eingerichtet. Das muss man einfach gesehen haben. Windgeschützt und richtig idyllisch sind es nur ein paar Gehminuten in die Stadt.
Dort habe ich mir dann erst einmal einen Frust-Hamburger einverleibt. Dann nach einer genauern Inaugenscheinnahme hat die Horizontjägerin doch ein paar bleibende Narben abbekommen. Ob die Scheibe repariert werden kann? Fraglich!
Das war es für heute, jetzt werde ich sehen, dass ich für morgen noch einen Platz auf der Fähre nach Helsinki ergattere!