heute morgen, als ich aufwachte, war: Sitzfleisch!
Davon könnte ich heute nicht genug haben, das war mir klar. Erneut hatte ich mir Rat bei der Wetter-App geholt, und das sah heute wirklich schlecht aus. Auf einer Tiefe von knapp 400 Kilometern zog ein Regengebiet von West nach Ost, also von Norwegen rüber nach Schweden. Der nördlichste Ausläufer kam auch schon in der Nacht an, so wurde ich dann auch um 05:00 Uhr vom Trommeln der Regentropfen auf dem dünnen Dach meiner Hütte geweckt. Wie gesagt: „Sitzfleisch“ schoß mir durch den Kopf, denn bei einem solchen Wetter kannst Du Dich einpacken, aufs Moped setzen und fahren… und fahren… vielleicht mal tanken, aber dann gleich weiterfahren.
Die nassen Klamotten für eine Pause ausziehen ist zwar ein reizvoller Gedanke… aber wer will das klamme Zeug dann wieder anziehen.
Also setzte ich den Plan um und startete um 07:15 Uhr die Maschine. Als ich dann bei der zweiten Tankpause in Sorsele nach 480 Kilometern die Regensachen endlich ausziehen konnte, war es 13:35 Uhr.
In der Zwischenzeit hatte ich erneut den Polarkreis gequert. Ein mehr oder wenig unscheinbarer Parkplatz mit einer Schautafel und einem Imbiss. Das ist touristisch so ein Mittelding zwischen dem Supermarkt in Norwegen und der unscheinbaren Skulptur von vor drei Tagen.
Ein Wort noch zur Strasse. Auch wenn ich schon viele wirklich tolle Strassen mit dem Motorrad erfahren habe, die E45 (auf der ging es nämlich weiter!) ist für mich die absolut beste Verbindung zum Nordkapp, wenn man zügig vorankommen und trotzdem interessante Eindrück mitbekommen will. Es ist natürlich nicht so spektakulär wie an der norwegischen Küste.
Aber bei weitem interessanter, als die schwedische Küste an der Ostsee hochzufahren und für mich auch noch interessanter, als der Weg durch Finnland. Die Straße läuft auch mal ein ganzes Stück geradeaus, bei weitem aber nicht solange wie in Finnland. Die Strasse war heute (Freitag!) von Finnland aus auf knapp 700 Kilometern kaum befahren, ich konnte daher mit konstanten 100 Km/h (plus das ein oder andere Prozent 😉 ) durchrollen. In den wenigen Ortschaften kurz vom Gas und dann weiter.
Ach ja, die (zugegeben sehr wenigen!) Baustellen sollte ich noch erwähnen. In Deutschland wird bei einer Fahrbahnerneuerung die eine Seite bearbeitet, während auf der anderen Seite der Verkehr vorbeigeführt oder mit einer Ampel wechselweise durchgeführt wird. Hier im Norden wird die Fahrbahndecke auf einer Länge von mehreren Kilometern entfernt und der Verkehr rollt durch die Baustelle. Dreht sich mal ein Bagger, hält man besser an. Und wenn auf einem Teil der Fahrbahn lediglich das Recycling (also der Untergrund aus gemahlenen Bauschutt!) liegt, dann flucht vermutlich jeder Motorradfahrer (richtige Enduro-Fahrer natürlich ausgenommen.
Allerdings hatte ich dann auch mal eine Etappe von Jokkmok bis nach Sorsele, wo es auf 256 Kilometer keine Tankstelle gab. Für meine Horizontjägerin kein Problem… ich kenne da aber ein paar andere Maschinen, deren Fahrer/innen sollten das bei der Routenplanung beachten!
Als dann die Sonne wieder herausbrach, war wirklich wieder eitel Sonnenschein angesagt. Am Ende war ich dann aber doch ziemlich müde und hungrig. Nachdem ich eine Hütte gefunden und gebucht hatte (morgen soll ich wieder eine Regenfront abbekommen, diesmal aber kleiner!), wurde im Supermarkt eine Dose „Gulaschsoppa“ erlegt, die Maschine noch aufgetankt und jetzt ist gleich Feierabend.
So allmählich merke ich meine Knochen. Offensichtlich nagt da mal wieder der Zahn der Zeit. Bei der Gelegenheit: die Horizontjägerin machte kurz vor dem Nordkapp ihre 60.000 Kilometer voll. Im gleichen Jahr in dem ich… ach, lassen wir das 🙂 Die Maschine wird auf jeden Fall nicht in den Ruhestand gehen!!
Noch 1700 Kilometer…