Was war das gestern für ein Tag! Nach dem Blog konnte ich noch nicht einschlafen und ging noch einmal runter zum Strand (bei der Gelegenheit: ich war nicht im Mittelmeer, es war der Atlantik!!).
Dort saß ich noch ein paar Momente, schaute rüber nach Afrika und in diesem Moment (Achtung: Kalauer!) wurde mir klar, weshalb dies der „dunkle Kontinent“ genannt wird…
Aber im Ernst: da sitze ich fast an der Stelle, wo damals die Truppen unter Führung des Sultans Tarif nach Europa einfielen und ich bekomme eine Ahnung von der Panik, die diese fremden Heere auslösten. Das unbekannte Land zum Greifen nahe und doch so fremd…
Ich habe dann noch ein bisschen mit der Kamera herumgespielt, das Ergebnis seht ihr hier!
Die Überlegung, hier noch ein bisschen zu bleiben, hatte sich jedoch in der Nacht erledigt. Es gibt so ein paar Sachen, die ich nicht leiden kann: im Dunkeln auf dem Klo sitzen, Duschen ohne warm Wasser, Toiletten ohne Klopapier, Badestrand ohne Wasser und noch so ein paar ähnliche Punkte.
Also schlief ich gründlich aus, frühstückte in aller Ruhe und ging ein letztes Mal zum Strand (das Wasser war immer noch weg…) und konnte jetzt die afrikanische Küste viel deutlicher sehen.
Dann ging es auf die Bahn, ich machte es mir bequem und ließ der Horizontjägerin die Zügel los. Es wurde ein wirklich langer Ritt. Nach knapp 650 Kilometern waren wir kurz vor dem Cabo da Roca angekommen (sozusagen in Sichtweite…), hatten den Feierabendverkehr in Lissabon überlebt (wer das noch nicht gesehen hat, der hat noch keinen Feierabendverkehr erlebt. Ehrlich!!!) und die Überquerung der Ponte 25 de April in Lissabon. Ein wirklich einmaliges Erlebnis!
Den spannendsten Moment bereiteten mir jedoch portugiesische Strassenbauarbeiten am offenen Herzen. Das sah wie folgt aus:
Er herrscht sengende Hitze auf einer mehrere Kilometer langen schnurgeraden Straße. Weil wir ja ein Ziel haben, werden die 10% (Erklärung unnötig?) etwas großzügig ausgelegt. Knapp 120 Km/H haben wir also auf der Uhr, als ich in weiter Ferne einen kleinen Bus (VW-Bus?) auf der anderen Straßenseite geparkt im Schatten der Bäume sehe. Davor bewegen sich zwei Warnwesten (spanische und portugiesische Polizisten tragen dieses Neongelb, genauso wie die Norweger übrigens!). Plötzlich rennt einer der beiden auf meine Strassenseite und kniet sich hin! „Legen diese Idioten jetzt Nagelgurte!!“ schießt es mir blödsinnigerweise durch den Kopf und ich bremse radikal. Jetzt rennt die Warnweste wieder zurück und kniet sich bei der anderen Warnweste hin. Im Vorbeirollen sehe ich zwei Strassenbauarbeiter, die mit einer Gießkanne flüssiges Teer (?) in die Risse der Fahrbahn gießen. Weit und breit keine Absicherung, keine Warndreiecke oder Hinweisschilder. Ich denke noch kurz darüber nach, ob es zu solchen Unfällen eine Statistik gibt und gebe dann wieder Gas (jetzt allerdings ein klein wenig dezenter 🙂 )
Am Atlantik ändert sich das Wetter schlagartig, der Wind bläst stark und frisch, die Temperatur fällt auf 22 Grad (nicht das ich mich beschweren würde, der rapide Fall ist aber schon gewöhnungsbedürftig!). Die Gegend um das Cabo da Roca ist auf den ersten Blick total spannend, Städte mit alten Häusern, urige Küstenlandschaften und… hilfsbereite Portugiesen.
Kurz vor der Küste gebe ich nämlich als Suche „nächster Campingplatz“ in das Navi ein und folge diesem bereitwillig in ein altes kleines Städtchen. Dort bleibe ich vor einem umzäunten Grundstück stehen, lediglich ein verrosteter VW Golf steht dort herum. Campingplatz? Fehlanzeige! Ich wende und will gerade losfahren, da winkt mir ein Arbeiter im Blaumann zu. Natürlich auch kein Englisch und mein portugiesisch?
Schließlich höre ich heraus, das vor kurzem schon mal ein Motorradfahrer aus Norwegen vor diesem Zaun stand (das muss der andere Käufer von dem Becker Crocodile sein…!).
Der freundlich Portugiese tippt für mich die Adresse eines anderen Campingplatzes in das Navi ein und wir beide (Navi und ich!) schließen wieder Frieden.
Ein toller Platz, fast direkt am Atlantik, mit absolut toller Ausstattung. Vielleicht bleibe ich noch einen Tag?
Aber Klopapier muss man auch hier selber mitbringen.
Diese Portugiesen!
Und nach Hause sind es (lt. Google Maps) noch 2715 Kilometer.
Dann nehmt doch beim nächsten Mal nur zweilagig, das spart Platz 🙂
Was meinst Du, warum der Wohnwagen überladen ist, wenn wir in die Richtung fahren 🙂