Und wenn Du denkst, die Geschichte ist zu Ende, dann passieren Dinge…
Gestern Abend war ich also auf diesem sehr guten Campingplatz in Guincho (Camping Orbitur Guincho) gelandet, man konnte dort gut und preiswert essen; Waschräume, Duschen alles perfekt. Und ich habe wirklich noch lange überlegt, zu bleiben. Aber irgendwie… war dann um 09:00 Uhr das Zelt eingepackt und wir waren auf dem Weg zum letzten Kap, dem Sahnehäubchen sozusagen. Über enge Serpentinen schraubten wir uns den Berg hoch, dann rein in eine Nebenstraße und das Ganze noch einmal, jetzt aber bergab. Nach einem verschlafenen kleinen Ort wurde der Blick dann freigegeben auf den Leuchtturm und dahinter das Wahrzeichen… Cabo da Roca! Nächster Halt wäre dann Amerika!
Vor dem Wahrzeichen standen zwei Kollegen mit ihren Maschinen und liessen es sich gut gehen. Ich gab mich als Hamburger Kollege zu erkennen und ein gemeinsames Foto war dann Ehrensache. Und ich finde die Horizontjägerin macht doch eine gute Figur zwischen ihren uniformierten Schwestern 🙂 !
Wir kamen dann noch ins Gespräch, denn beide sprachen leidlich Englisch. Die beiden wohnen in Lissabon und arbeiten in der Küstenregion und ich erfuhr, wer in Lissabon Motorrad fährt, ist ein König. Hey, sprecht mich seit gestern mit Majestät an…
Zur Erklärung: die Motorradfahrer sind die einzigen, die dem täglichen Verkehrschaos entkommen. Auf meine Frage, dass das doch aber so nicht erlaubt sei, wie ich es gestern erlebt hatte, meinten beide lakonisch „So lange nichts passiert…“.
Der Dienst hier an der Küste („Traffic-Observation“) scheint jedoch nicht sooo stressig zu sein. Ich erzählte Ihnen, dass auch ich vor Urzeiten mit dem Krad auf Streife unterwegs war. Als ich Ihnen dann jedoch die Größe und die Lage meines ehemaligen Reviers schilderte… Ich glaube die beiden grinsen immer noch!
Ich schoss noch ein paar Fotos (unter anderem auch von den beiden Polizisten, jetzt mit einer hübschen Japanerin), wünschte Ihnen noch einen schönen Dienst und machte mich auf den Weg. Noch ein Stück die Küste runter und dann: „Rücksturz zur Erde“ (falls jemand noch „Raumpatrouille“ kennt?).
Während die Temperaturen in Portugal noch bei freundlichen 24 Grad lagen, waren es an der Grenze zu Spanien bereits 33 Grad. Weil ich das geahnt hatte, wollte ich auf geradem Weg nach Salamanca einen Campingplatz in einer stark bewaldeten Gegen aussuchen (Schatten… versteeehste?).
Als ich in der Sierra de Gata so gegen 18:00 Uhr eintraf, ließ mich der Brandgeruch schon Böses ahnen! Hinter der nächsten Kurve sah ich es dann. Hier war vor wenigen Tagen offenbar ein mächtiges Feuer durchgezogen, an Camping war gar nicht zu denken. Daher die übliche Unterkunft-Suche. Erst Augen auf… dann Navi gefragt. Und damit begann die Krönung des Tages. Mitten in der Sierra de Gata lenkte mich das Crocodile in den kleinen Ort Acebo. Rein in die engsten Gassen. Die alten Frauen, die in den Eingängen saßen und sich unterhielten, mussten mich für ein UFO gehalten haben.
Dann stehe ich plötzlich auf dem Markt vor der Kirche. Ein gutes Dutzend älterer Spanier sitzen vor einer Bar und ich merke, wie alle Gespräche verstummen. Mein Navi plärrt „Sie haben ihr Ziel erreicht!“
Ein optischer Eindruck von der Plaza Mayor in Acebo
Quatsch, hier ist kein Hotel… Ich mache den Motor aus und rolle mit dem letzten Schwung vor die Bar. Ein freundliches „Hola!“ gefolgt von einem fragenden „Hotel?“ führt zunächst zu keiner Reaktion. Dann antwortet einer der Herren, allerdings auf Spanisch.
Na klar, wie auch sonst. Schnell werden wir uns einig: ich kein Spanisch, er ein klein wenig Englisch, aber Manuel (wie sich später herausstellt, der Wirt der Pizzeria gegenüber der Bar) der kann deutsch!!
Wir dolmetschen hin und her, eine halbe Stunde später gibt mir der Spanier ein Bier aus und vermietet mir seine Ferienwohnung („Las Martas“, in einem historischen Altbau direkt am Markt) für 25,-€.
Drei Zimmer mit Bad, komplett ausgestattet und mit Klimaanlage.
Von Manuel erfahre ich später noch, dass das Feuer vor knapp zwei Wochen gewütet hat. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen und die kleinen Städte konnten auch geschützt werden. Nur der Wald wurde vernichtet.
Jetzt sitze ich direkt auf dem Markt, die Horizontjägerin steht im Schutz der alten Kirche, am Nebentisch spielen die zwölf alten Herren lautstark ein Kartenspiel (es geht um Geld), Kinder lärmen, Hunde bellen, alte Frauen unterhalten sich von Balkon zu Balkon… und das Leben ist herrlich.
Jemand anderer Meinung? Kann doch gar nicht sein, oder?
Und morgen? Vielleicht bis Pamplona!
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habe mir heute mal die Zeit genommen alles in Ruhe zu lesen.
Also , deine Kommentare sind einfach schön und amüsant zu lesen. Herrlich.
Die Bilder passen dann auch sehr gut zu den Kommentaren.
Weiterhin viel Spaß. Bis bald
Hallo Frank,
nun ist es schon bald vorbei und ich kommen erst jetzt dazu, hier auch einen Kommentar zu hinterlassen.
Du scheinst ja echt Spass zu haben – freut mich.
Wünsch Dir eine pannenfreie Rückreise
bis denne in A’dorf
Matten
Danke Matten, aber denk an Rocky: es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Ich fahre ja keine BMW (mehr), insofern rechne ich mit allem 🙂
Das mache ich gerne, Ronni!
Die Spanier servieren das Bier in eigekühlten Gläsern, genial!
Und sobald ich zurück bin, werde ich Deinen Blog verfolgen, viel Spaß und gute Reise!!
Tauch nicht zu tief 🙂
Hallo Frank, ich bin immer wieder begeistert von Deinen Erlebnissen!
Geniesse die Tage und trink noch ein Bier für mich mit.
Ich starte heute mit meinem Blog, morgen geht für uns auch los in den Urlaub – allerdings mit dem Jet…
Hezrliche Grüße
Ronni