Tallinn war gestern, der blöde Sturz war gestern… heute geht es endlich (richtig) nordwärts! Obwohl ich zugeben muß, ein klein wenig schlechtes Gewissen habe ich schon, was die Dauer meines Aufenthalts in Tallinn angeht.
Der Abend auf dem speziellen Campingplatz brachte nette Gespräche mit Dirk und seinem Sohn Finn, zwei netten Schweden und zuletzt (heute morgen beim Kaffee kochen) mit einem älteren Fahrradtouristen (ich habe ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt…).
Alle bestätigten mehr oder weniger direkt, welch lohnendes Ziel dieses Stadt ist. Über die deutschen Wurzeln, die weit ins 12.Jahrhundert zurückreichen, über die angeblich älteste Apotheke Europas und die deutschen Spuren, die dem Kundigen überall ins Auge springen… wenn man einen Blick dafür hat. So blieb mir nur ein Blick von der Fähre zurück auf Tallinn!
Weil ich die Fähre nämlich gestern bereits online gebucht und bezahlt hatte, war verlängern leider keine Option.
Also packte ich bis 08:00 Uhr die regennassen Sachen zusammen (es hatte die Nacht über geregnet) und machte mich auf den Weg zum Hafen. Der Checkin funktionierte mit Personalausweis und KFZ-Schein reibungslos und dann stand ich in der ersten Reihe mit einem deutschen BMW-Fahrer (1200 RS) aus Brandenburg.
Und während wir so ein bisschen klönen, fällt die ein oder andere Formulierung, ein spezieller Ausdruck und schließlich stellen wir fest, dass wir Kollegen sind. Herbie arbeitet in Berlin und damit ist die Überfahrt gerettet. Am Ende weiß ich wieder einige neue Dinge mehr und andere Sichtweisen werden bestätigt. Großstadt ist halt Großstadt. Und nach Herbies Ansicht trifft man immer wieder Polizisten auf solchen Touren. Insbesonders, wenn sie alleine unterwegs sind. Ob da etwas dran ist?
Als die Rampe der Fähre sich in Helsinki öffnet, trennen sich unsere Wege. Während Herbie weiter nach Stockholm erneut per Fähre reist, rumpel ich mit der Horizontjägerin über die zahlreichen Kopfsteinpflaster aus Helsinki hinaus, dann geht es für knapp 100 Kilometer auf der A4/E75 als Autobahn, die schließlich zur E75 wird… immer nach Norden.
Irgendwann wird es mir dann doch zu warm und die zahlreichen Gewässer und Seen, an denen wir vorbeifliegen, bringen mich dann auf die beste Idee des Tages.
Auf dem Navi erkenne ich eine von der Landstrasse abbiegende Strasse, die offenbar direkt an einem See vorbeiführt…
Keine fünf Minuten später habe ich mich der Motorradklamotten entledigt und liege im See.
Nachdem ich mich so richtig abgekühlt habe, folgt noch das Beweis-Selfie und die Tasse Kaffee.
Genauso lange benötige ich auch um wieder trocken zu werden, ein Handtuch ist bei den Temperaturen überflüssig.
Schließlich folgen die letzten 100 Kilometer und dann hab ich mein heutiges Ziel erreicht: Camping Rauhalahti.
Ein riesiger Campingplatz, viele Familien, eine tolle Badestelle, eine finnische Harley-Gang, ein russischer Biker (tragen die eigentlich immer grau-scharz-weiße-Tarnsachen??) und Preise, wegen denen ich gerne wieder in Litauen wäre… Aber die Ananas-Pizza mit Gorgonzola-Käse ist absolut top!
Und morgen? 450 Kilometer weiter liegt das Matkajoki Camping…
Hej Frank, schön das es nun doch noch mit Deiner Tour zum Nordkapp klappt.
Wie immer macht das Lesen viel Spaß und die Bilder machen Lust auf mehr. Dir weiterhin viel Spaß und möglichst keine weiteren Kratzer an der Horizontenjägerin 😉