Die gute Nachricht vorweg: die Horizontjägerin war heute gut gelaunt und vom Start weg arbeitswillig.
Ich hatte jetzt zwei Tage verloren und war mir morgens noch nicht so richtig im Klaren, wohin die Reise weitergehen sollte. Eigentlich hatte ich einen Abstecher nach Saintes-Maries-de-la-Mer geplant. Schließlich war es mehr als dreißig Jahre her, dass ich bzw. wir, mit unserer Gummikuh hier waren. Nebenbei: die hätte solche Defekte gar nicht gekannt, aber da gab es ja auch noch kein Internet…
Als ich dann die Karte so betrachtete, da war der kleine Umweg eigentlich kein Riesending und so machte ich mich auf den Weg, runter ans Mittelmeer.
Ich weiß nicht, wer schon alles in der Camargue war. Deswegen fällt es etwas schwer, die Luft, die Hitze und die Landschaft zu beschreiben. Damals sind wir (ungelogen) mit den Stiefeln im Teer eingesunken, heute sind die Strassen wesentlich besser ausgebaut. Das Flimmern auf der Strasse ist jedoch gleich geblieben, die in weiter Entfernung fahrenden Autos scheinen sich auf einem Luftkissen zu bewegen. Und die Pferde und die Flamingos gibt es immer noch.
Saintes-Maries-de-la-Mer hat sich teilweise sehr verändert (wer war schon mal in Scharbeutz bei sehr gutem Wetter? Alle suchen einen Parkplatz… okay?), andererseits existiert die Stierkampfarena noch (heute würde ich bei den Touristen-„Kämpfen“ auch nicht mehr mitmachen wollen, Ehrenwort!) und auch der „Campingplatz ohne Schatten“ befindet sich noch am Endes des Ortes. Was aber wirklich Erinnerungen wach werden ließ, das war mein kurzer Bummel durch die „Innenstadt“. Das Restaurant neben dem Springbrunnen gibt es auch noch, nur das die Straßenmusikanten jetzt auf einer Bühne mit Lautsprecheranlage stehen.
Von Saintes-Maries-de-la-Mer ging es dann direkt nach Carcassonne. Und diese Fahrt wurde echt spannend. Wer in seinem Navi Autobahnen streicht und gleichzeitig die Kürzeste Route wählt, sieht ein Frankreich fernab aller Touristenströme. Bis Beziers fuhr auch ich auf ausgebauten Landstrassen, durch Gewerbegebiete und Innenstädte, die sich so gar nicht von unseren unterscheiden. Aber plötzlich ging es im Kreisverkehr nicht die „zweite Ausfahrt“ (diese Formulierung kann ich bald nicht mehr hören, soll heißen: geradeaus!), sondern die erste Ausfahrt raus.
Dann begann eine knapp 90 minütige Fahrt über landwirtschaftliche Nutzungswege durch die Herzen der Wein- und Apfelanbaugebiete. Die Winzer mussten an eine Erscheinung gedacht haben. Ortschaften mit so engen Durchfahrtsstraßen und Ortskernen, in denen sich jedes Wohnmobil verkeilt hätte. Die Tachonadel stieg nie über 80Km/h, die Handschuhe lagen schon lange im Tankrucksack und die Jacke war bei 30 Grad weit geöffnet… einfach herrlich.
So ging es bis knapp 20 Kilometer vor Carcassone. Am Ortseingang sah ich ein IBIS-Budget-Hotel und mich ritt der Teufel: Gucken kostet ja nichts? Als ich dann den Preis von 57,00€ pro Nacht an der Preistafel im Eingang sah, war dies nicht in meinem Budget. Also das Navi nach dem nächsten Campingplatz befragt und siehe da: Camping-Cite-Carcassonne direkt unterhalb der Burg war nur ein paar Meter weiter weg.
Weshalb der Blick ins Hotel? Der Himmel wurde immer dunkler, mittlerweile (20:15 Uhr) ist der Himmel dunkelgrau und es pustet richtig stark. Aber der Campingplatz ist in kleine Parzellen durch hohe Hecken unterteilt und damit greift der Wind überhaupt nicht in den Stellplatz. Nicht einmal die Wäsche und die Badehose fallen von der Leine. Denn das ließ ich mir auch nicht entgehen.
Direkt nach der Ankunft und dem Zeltaufbau ging es sofort in den Pool. Und jetzt? Noch ein bisschen chillen, vielleicht in Französisch Europaleague schauen… Mal sehen.
Wenn das Wetter mitspielt, dann werde ich morgen einen Tag hier bleiben und mir diese einzigartige Burg/Stadt anschauen. Wenn es regnet, dann weiter: der Sonne entgegen!