Tag 23 (31. August)

Am Ziel!

Am Ziel!

Das war es also… Es ist gerade 16:00 Uhr und ich schaue rüber zur Punta Marroquí. Dort trifft sich Mittelmeer und Atlantik. Und dort ist die südlichste Grenze von Spanien und Europa und auch die schmalste Stelle der Strasse von Gibraltar.

Aber ich werde dort nicht hingehen, richtig: HINGEHEN!

Irgendwo dahinten ist der wirklich wirklich südlichste Punkt... ohne mich, sorry!

Irgendwo dahinten ist der wirklich, wirklich südlichste Punkt… ohne mich, sorry!

Die Zufahrt dorthin, ein vielleicht 400m langer Damm, ist nur für Fußgänger freigegeben. Danach kann man/frau noch über die kleine Insel lustwandeln und dann ist das tatsächliche Südkap erreicht. Vor diesem Damm liegen rechts und links belebte Badestrände mit den üblichen Bars, Imbissbuden, Surfschulen etc.

Eigentlich wie an allen Badestränden der Welt. Und wie an allen Badestränden der Welt werde ich mein Motorrad mit allen Wertsachen nicht unbewacht stehen lassen. Der Tankrucksack mit den Kameras? Ein Handgriff und der ist weg. Navi? Auch wenn ich oft darüber geflucht habe, ohne geht gar nicht. Und bei 33 Grad in voller Montur dort rübergehen, Tankrucksack auf dem Rücken, Helm in der Hand? Nein, ich mag einfach nicht…

Einmal Tanger und zurück?

Einmal Tanger und zurück?

So sitze ich eine knappe halbe Stunde am Anfang dieses Dammes, schaue auf den Hafen zur Statue hinüber (witzigerweise wird diese Statue bei Wikipedia als Illustration für den südlichsten Punkt benutzt… man soll halt nicht alles glauben!), trinke mein Wasser und sehe in dieser Zeit zwei der Schnellfähren nach Tanger ein- und auslaufen.

Ich gebe zu, ich hatte ganz kurz mit dem Gedanken gespielt… einmal hin- und zurück und ich wäre mit der Maschine in Afrika gewesen. Eine echte Poser-Nummer, ich lasse es.

Und jetzt? Nach Obama-Manier die Faust in die Höhe reissen, „Yes, i can!“ schreien? Die Augen der Touris möchte ich sehen. Ich bin wirklich für einen langen Moment völlig leer.

Aus einer Bierlaune wurde ein Spruch, aus dem Spruch entstand eine Idee, aus der Idee wurde ein Plan. Erstaunlicherweise fand dieser Plan Zustimmung, Unterstützung und auf einmal rollten wir los in Richtung Kolding… und jetzt sitze ich hier.

Von den mittlerweile mehr als 10.000 Kilometern waren die letzten heute ein echter Klax! Gestern beim Einschlafen fiel der Entschluss, auf weitere Sightseeing-Besuche zu verzichten und straight nach Tarifa zu steuern.

Am Morgen hatte sich an dieser Idee nichts geändert, also schnell packen und um 08:30 Uhr hatte ich ausgecheckt und stand vor McDonalds… wegen dem Frühstück. Aber in diesem Teil der Welt öffnen McDonalds-Restaurants erst um neun Uhr.

Dann sehe ich das „La Abuela“ bereits geöffnet. Ein kleines Strassenrestaurant, in dem sich Handwerker und Sekretärinnen (die drei Damen sahen halt danach aus…) zum Frühstück treffen. Wenn ich schon in Spanien bin? Ich setze mich an einen freien Tisch, die Gruppe von Handwerkern stutzt kurz um dann typisch(?) südländisch die Fußballergebnisse vom Wochenende zu diskutieren (ich verstehe „Neymar“, „Barca“ und ähnliches).

Das schmeckt wirklich! Genial!!

Das schmeckt wirklich!
Genial!!

Die Bedienung grinst, als ich „Dostallas Tomato et Kaffee“ bestelle, fragt einmal nach, ich nicke (keine Ahnung was sie will!) und drei Minuten später steht ein frisch getoastetes Baguette, Tomatenpürree, Olivenöl, Salz und leckerer Kaffee vor mir. Geht doch!! Gleich noch einen Kaffee nachbestellt und der Tag ist mein Freund. Die Rechnung ist ein Witz: 3,00 € für dieses göttliche Frühstück

Dann geht es, wie programmiert, über nahezu völlig leere Nebenstraßen immer in Richtung Tarifa (heimlich schaue ich jedoch ständig auf die ADAC-Karte, das Navi legt uns nicht wieder rein!).

 

Hier macht das Motorradfahren echt Spaß!

Hier macht das Motorradfahren echt Spaß!

 

Auf jedem Hügel eine Burg oder Kirche. Und drumherum die Stadt!

Auf jedem Hügel eine Burg oder Kirche. Und drumherum die Stadt!

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Verlockend: etwas Schatten, ein kaltes Getränk und ein warmes Essen!

Mittagpause mache ich in einem kleinen Ort, ein kleines Restaurant lockt mit einer schattigen Veranda. Mutig frage ich nach der Karte (natürlich spricht niemand Englisch oder Deutsch). Auf die Frage der Bedienung, die irgendwie das Wort „Menü“ enthält, schüttele ich entschieden den Kopf. Also Tappas? Ich nicke und sie beginnt aufzuzählen. Plötzlich höre ich etwas wie „carne de cerdo“. „Cerdo“ ist doch Schwein? Ich wiederhole nickend „Cerdo, si“ und bekomme fünf Minuten später eine kleine Schüssel mit einer Art Gulasch, sehr lecker. Dazu noch zwei Dosen Cola (das geht in jeder Sprache!!!), alles zusammen für 3,50 €! Heute klappt alles.

Es ist schon gut, wenn man Fremdsprachen beherrscht...

Es ist schon gut, wenn man Fremdsprachen beherrscht…

Und dann bin ich plötzlich in Tarifa, quasi das Ziel dieser Kap2Kap-Fahrt. Das Wetter ist okay, zwar sehr warm (locker über 30 Grad), aber der Seewind erfrischt dann doch. Ich mache noch ein paar Bilder und schließlich drehe ich um, fahre den Weg ein paar Kilometer zurück und finde einen wirklich tollen Campingplatz (Camping Tarifa) mit eigenem Zugang zum kilometerlangen Sandstrand und alle Plätze unter schattigen Bäumen. Erinnerungen an das Cap Feret anno 1982 kommen auf.

Home Sweet Home

Home Sweet Home

Kaum steht das Zelt und hängen die Motorradklamotten zum Trocknen, liege ich bereits im Mittelmeer. Jetzt geht es mir wieder saugut! Danach duschen, Wäsche waschen und endlich das Chili Con Carne (die Dose hatte ich bereits in Frankreich gekauft) zubereiten. Vorher hole ich mir noch im Supermarkt eine Flasche Bier (1l für zwei Euro, aber maximal 2,5 Promille!). Beides zusammen beruhigt die Nerven, anschließend gibt es noch eine Reihe lieber Nachrichten von zuhause (es lebe WhatsApp, soll die NSA doch mitlesen!)

Jetzt sitze ich um Billardraum der Bar (freies WLAN) und tackere den Blog zusammen. Und Morgen?

Bleiben (nur einen Tag…) oder weiterfahren, das ist hier die Frage?

 

 

7 Kommentare

  1. Sönke und Brigitte

    Glückwunsch!!!
    tolle Tour und tolle Berichte,
    hoffe du hast dir einen Tag Ruhe gegönnt und hast noch die Lust und Motivation den Rückweg dir ebenfalls interessant zu gestalten, bis bald

  2. GLÜCKWUNSCH ! ! ! 🙂 *Daumen hoch*
    Hat auch mir sehr viel Spaß gemacht Dir zu folgen!
    Alles Gute schon mal für die Rückfahrt – wir brauchen Dich hier dringend 😉

  3. Gratuliere Dir zu dieser Leistung. Deine Berichte sind immer noch „spannend“ für mich. Alles Gute und eine sichere Rückfahrt.

  4. Gratuliere dir! Whow… in 23 Tagen.

    • Du auch noch online… Danke für’s Kompliment, aber das ist durchaus machbar. Es gibt Verrückte (siehe Internet) die ziehen das in noch kürzerer Zeit durch. Allerdings mit Händlerunterstützung, kaum Gepäck und vorher gebuchten Hotels…
      Wo bleibt der Spaß? Und vor allen Dingen: ich habe Leute getroffen… nur ein Bruchteil steht davon in im Blog!
      Vielleicht als Anreiz für alle anderen Biker… Tue es! Jetzt! Morgen kann es schon zu spät sein….
      Bis die Tage! 🙂

  5. Glückwunsch Frank, genieße den Moment und deinen Traum!! 🙂

    • Almut!
      Danke, ich bin nicht alleine!! Wollte gerade ausschalten, da bemerke ich Deinen Kommentar. Gruß an Uwe und ich genieße, garantiert. Man darf es nur nicht vergessen, es geht eben doch an gewisse Grenzen 🙂 (Habe Rücken, weisse…)

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