Von Reykjavik nach Grundarfjordur
Das war eine unruhige Nacht! Tatsächlich war das Beben um 02:30 Uhr bereits das zweite in dieser Nacht. Vom ersten dachte ich noch, ich hätte es nur geträumt. Um 23:30 Uhr hatte es bereits einmal kräftig gerummst, da war ich wohl gerade eingeschlafen.
Aber egal, heute Morgen war das alles (fast) vergessen, denn unsere beiden Grazien wollten uns wohl ärgern. Die Italienerin blinzelte Sönke mit der Öl-Warnlampe an und meine Horizontjägerin verweigerte den zweiten Startversuch. Der Puls bei Sönke und mir stieg kurzfristig an, bis sich nach 10 Minuten alles in Wohlgefallen aufgelöst hatte.
Kurze Zeit später meinte dann mein TomTom, es müsse auch seinen Senf dazu geben und schickte uns zum wiederholten Mal in eine Sackgasse. Nicht mit uns! Kurzerhand übernahm Sönke mit seinem Garmin die Führung und mein TomTom besann sich wieder auf seine Funktion. Irgendwie schien es eingeschnappt zu sein…
Zur Strecke: von Reykjavik ging es zunächst über die Ringstrasse nach Borganes und weiter auf die 54 Richtung Norden. Mit dem Wechsel auf die 54 nahm der Verkehr schlagartig ab. Und weil wir heute genügend Zeit hatten, wechselten wir von der 54 noch auf die 533. In einem großen Halbkreis folgten wir der Schotterpiste bis kurz vor die Küste nach Westen, um schließlich, zurück auf der 54, weiter nach Norden zu fahren.
Die Landschaft an der 533 ähnelt nach Sönkes Meinung Dithmarschen, allerdings ist es dort wesentlich grüner, wärmer und nicht so windig. Und das soll schon etwas heißen! Kurz: es war sehr windig und schweinekalt!
Bald wartete dann das nächste kleine Abenteuer auf uns. Zur rechten Hand sahen wir eine Abbruchkante, ähnlich wie vor zwei Tagen in Thingvellir.
Also Blinker gesetzt, rauf auf die Schotterpiste und ran an die auffällige Felsformation. Ich war nicht wenig erstaunt, dass Sönke sich das ganze von Oben anschauen wollte. Während ich ein paar Fotos machte und die Landschaft genoss, machte er sich auf einem engen und Steilen Pfad auf den Weg zur dieser Felsformation.
Hinter dieser Felsformation erhob sich ein rotbrauner kegelförmiger Berg, der mein Interesse weckte. Als Sönke zurückkam, brauchte ich ihn nicht lange überreden und wir folgten auf den Maschinen der Schotterstraße. Nach wenigen 100 Metern wurde aus Schotter Geröll und einen Platz zum wenden gab es auch nicht, also Augen zu und durch. Interessanterweise schien uns beiden der Untergrund jedoch kaum noch zu stören. In ganz kniffligen Passagen ist Sönke bereits dazu übergegangen, im Stehen zu fahren!
Endlich war der Berg, der sich mittlerweile als erloschener Vulkankegel herausgestellt hatte, umrundet und auf einer großen, ebenen Schlacke-Sand-Fläche konnten wir wenden und die Motorräder abstellen.
Und jetzt, glaubt es oder lasst euch durch die Photos überzeugen, wollte Sönke diesen Vulkan, den Ytri-Rauðarmelskúla, besteigen. Meine Motivation hielt sich erneut in Grenzen und so machte sich Sönke mit Helm und Handschuhen (zur Sicherheit) auf den beschwerlichen Aufstieg.
Ein Trampelpfad führte im Zickzack steil nach oben, die sehr kurzen Schritte von Sönke zeigten mir die gefühlte Steigung (10% oder mehr… Sönke sagt viel mehr!!).
Schließlich sah ich auf dem Gipfel eine Ameise winken, Sönke hatte es geschafft!
Mehr ging heute nicht!
Anschließend gab es in einem Rasthaus noch Kaffee und Kuchen, die Unterkunft in Grundarfjordur (dem wirklich überschaubarsten Ort der bisherigen Tour) liegt direkt am Nordatlantik mit Blick Richtung Grönland. Und es ist immer noch schweinekalt…
Da wäre Walter ja heute das Herz aufgegangen
Komisch… genau das habe ich auch zu Sönke gesagt!