Das graue Band zieht sich endlos in die Ferne, weit und breit kein Fahrzeug, keine Ampel… nichts. Von Baustellen gar nicht zu reden! Links und rechts, hinter den künstlichen Brandschneisen, eine grüne Wand, Birken, Tannen oder Mischwald. Hin und wieder blitzt die blaue Oberfläche eines Sees hindurch. Selten eine Kurve, noch seltener eine Ansiedlung. Bauern- oder Wochenendhäuser huschen vereinzelt vorbei. Da vorne… die Bremsspur… wird zum Rentier. Minuten später verwandelt sich ein Rentier dann in einen Briefkasten. Irgendwo hinter den Bäumen müssen also Menschen leben…
Für einen Hamburger oder eine Hamburgerin, die sich sich von Stau zu Stau quälen, muss sich so eine Schilderung doch wie Folter anhören?
So verging heute der Tag auf der Horizontjägerin! Und die alte Dame war wirklich in ihrem Element, Kilometer um Kilometer frassen wir uns nach Norden. Das war heute die Art von Motorradfahren, wie ich es liebe. Pause, wo es mir gefällt, ansonsten tanken und weiter…
Ich will jetzt nicht esoterisch werden, aber es hat schon etwas meditatives. Du musst hochkonzentriert sein (u.a. wegen der Rentiere!), andererseits beginnen die Gedanken zu wandern. Vielleicht haben Menschen, die sich in diese Salzwassertanks legen, eine ähnliche Erfahrung. Aber die sehen garantiert nicht so viel von der Welt.
Die Überquerung des Polarkreises geschah diesmal ganz unspektakulär… wenn man einmal von den Temperaturen absieht.
Lediglich eine große Metallplastik zeigte die Koordinaten an. Keine Fahrbahnmarkierung und auch kein Touristensupermarkt machten diesen Ort zum Rummel.
So machte ich irgendwann Pause im Goldmuseum Tankavaara. Dabei handelt es sich um eine Goldgräbersiedlung wie im späten 19.Jahrhundert mit Gaststätten, ganzjährigen Unterkünften und sogar Western Saloon. Dort steht auch das Goldmuseum, wohl das einzige Museum der Welt, dass die finnische und internationale Goldsuchergeschichte sowohl der Vergangenheit als auch Gegenwart anschaulich nachzeichnet. Sein Ziel ist, dass der Ivalojoki-Fluss zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt wird.
Dort kam ich mit einem deutschen Geologen ins Gespräch und es war schon sehr interessant, was er in den wenigen Minuten zu erzählen wusste. Wer einmal in der Gegend ist, der sollte einen Blick auf das Museumsdorf werfen, ich glaube, es lohnt sich. Und man kann sogar noch echtes Gold schürfen.
Ansonsten suchte ich eher die abgelegenen Plätze für meine Pausen auf. Manchnal reicht auch die Natur, eine aufgeschnitten Paprika-Schote und eine Tasse Kaffee.
Schließlich kam ich gegen 17:30 Uhr (Ortszeit) in Inari an. Der Campingplatz war schnell gefunden, das Zelt stand in Rekordzeit direkt am See und ich lag knapp 20 Minuten später selber im See. Es gibt so Momente…
Anschließend in kurzer Hose und T-Shirt (natürlich mit Helm!) der obligatorische Supermarktbesuch, Maschine auftanken und dann gab es Abendbrot.
Der Inari-See bei Inari
Und jetzt sitze ich in der Rezeption des Campingplatzes, sortiere die Bilder, sichere die Videos und schreibe den Blog. Nebenbei läuft James Bond „Diamantenfieber“ im Original mit finnischen Untertiteln.
Ach ja, für unsere Cala Ratjada-Fraktion: hier trinkt man San Miguel!!!