Das war gestern wirklich ein netter Abend, das erste Mal seit fast zwei Wochen, in denen ich mich auf Deutsch unterhalten konnte. Ansgar und Gerard waren bzw. sind (natürlich!) zwei nette BMW-Biker und gemeinsam plünderten wir die Biervorräte des Campingplatzes restlos… So, die Augenbrauen können wieder in Ruhestellung, denn der Wirt hatte nur noch vier Flaschen! Insofern hielt sich die Plünderung in Grenzen.
Das wäre auch für den vor uns liegenden Tag nicht die optimale Vorbereitung. Obwohl wir zunächst in die gleiche Richtung wollten, trennten wir uns schon vor der Hütte. Ich kenne die Trollstiegen ja bereits und wollte deshalb nicht mit auf die Aussichtsplattform. Aber wer dort noch nicht war, der sollte sich unbedingt auf die „Lüftungsgitter“ stellen.
Bei meinem kurzen Abstecher zurück nach Andalsnes (einmal volltanken), traf ich dort erneut auf die Aida Sol. Genau wie vor einem Jahr, hatte das Kreuzfahrtschiff hier wieder fest gemacht.
Dann ging es aber los, rauf auf die Trollstiegen. Der leichte Nieselregen erschwerte leider die Sicht und machte das Fahren in den Serpentinen nicht leichter. Trotzdem, das ist immer wieder g…!!
Am Plateau hielt ich mich dann auch nicht auf, sondern lenkte direkt weiter nach Geiranger. Es wurde eine richtig tolle Fahrt (bis auf den Nieselregen halt). Hinter Geiranger dann rauf auf die Berge, über die Schneegrenze und es wurde heute zum ersten Mal richtig kalt! Dalsnibba ließ ich im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Ich kenne die Aussicht und die Sicht wäre wetterbedingt auch nicht wirklich gut gewesen. Hinter dem Djupvatnet bog ich jetzt aber nicht nach rechts in Richtung Stryn ab (Sönke, Erdie, Ragnar etc.: ihr kennt den Weg??). Die E15 war perfekt ausgebaut und zügig näherte ich mich meinem letzten fahrerischen Prüfstein in Norwegen. Mittlerweile hatte das Wetter auch umgeschaltet auf strahlenden Sonnenschein!
Ein unscheinbarer Wegweiser wies schließlich nach rechts in eine ganz enge Einmündung und ich war wieder auf der Provinzstrasse (Fylkesvei = Fv) 51. Ich habe schon einmal an anderer Stelle von dieser Straße geschwärmt und bleibe dabei. Für solche Straßen sind Tourenmaschinen erfunden worden, ganz egal ob BMW, Harley oder meine Varadero. Und wer von euch jemals mit dem Motorrad nach Norwegen kommt: hier müsst ihr durch! Ihr werdet es nicht bereuen.
Von tiefen Wäldern geht es durch Seenlandschaften auf eine Hochebene mit unglaublichen Aussichten. Heute war es trotz Sonnenschein nur sehr, sehr windig und erneut fror ich kräftig durch. Bis auf 9 Grad fiel die Temperatur und ich verliebte mich erneut in die Griffheizung!
Als ich von der eisigen Hochebene über die weiten Kurven wieder in wärmere Gefilde herunterpendelte, da war das schon etwas wie Abschied nehmen. Nur noch 31 Kilometer bis Fagernes (es ist doch schön, wenn man einen Campingplatz schon kennt 🙂 ), aber mein Crocodile hatte noch einen Überraschung bereit. Plötzlich weist die Fahrtrichtung bei Skammestein (siehe Karte) nach rechts. Na gut, denke ich, dann kennt das Gerät vielleicht eine Abkürzung nach Fagernes? Nein, das war keine Abkürzung, das war noch einmal ein Nachschlag (oder besser einen große Portion) Norwegen aus dem Bilderbuch.
Eine einsame Landstraße führte mich über verschiedene Berge, durch dunkle Wälder und an mehreren Wasserfällen und Seen/Flüssen vorbei.
Offenbar hatte ich mich bei der Tourenplanung seinerzeit auf der Karte verklickt und die Software hat daraus einen großen Kreis um Fagernes geroutet.
Ich war sehr gut in der Zeit und deshalb war das kein Problem. Aber einen kurzen Moment wollte ich glauben, mein Navi könne Gedanken lesen.
In Fagernes fand ich den bekannten 4-Sterne-Platz wieder und bei 25 Grad hatte ich das Zelt schnell aufgebaut.
Witzigerweise entstand genau hier, auf diesem Campingplatz, vor einem Jahr die Idee zu der Tour, von der ich jetzt knapp die Hälfte zurückgelegt habe.
Morgen geht es dann in einem Rutsch zurück nach Larvik und mal sehen welche Fähre ich dann nehmen werde.
Ein Nachtfahrt durch Dänemark hat ja auch etwas…