Tag 8 (08. August)

Da lacht der alte Mann noch!

Die Nacht verlief viel ruhiger als erwartet. Nachdem ich nämlich meinen Blog geschrieben hatte (die Fotos mussten warten), saß ich noch einen Moment vor der Hütte. Offensichtlich fand in Alta ein größeres Jugendfussballturnier statt. Dutzende von kommenden Ronaldos, Messies oder Ibrahimovics tobten auf dem Platz herum, teilweise noch in ihren Vereinstrikots oder schon im Schlafzeug. Die Eltern, Betreuer und Trainer gingen vor den Hütten nochmal die Taktik des nächsten Tages durch. Das kam mir alles sehr bekannt vor. Trotzdem, und kaum zu erwarten, war dann kurz nach 22:00 Uhr Ruhe. Herrlich!

Der neue Tag begann mit Sonnenschein. Kurz überlegte ich noch, eine Zwiebelschicht abzulegen. Gottseidank überlegte ich nicht weiter.

Das Tirpitz-Museum

Eine Original-Schreibmaschine aus dem Wrack

Nach dem Frühstück ging es zunächst ins Tirpitz-Museum und was ich dort fand, war wirklich beeindruckend. Ich hatte zunächst eine kleine Sammlung irgendeines Militaristen erwartet, wurde aber durch die umfangreichen Exponate aus der Zeit, in der das Schlachtschiff hier lag, positiv überrascht. Dabei wurde nicht nur die deutsche Sicht dargestellt, vielmehr gab es auch russische und englische sowie Ausstellungsstücke aus dem norwegischen Widerstand.

Kein Vergleich mit modernen BMWs

Wirklich beeindruckend. Da ich pünktlich zur Öffnung um 10:00 Uhr vor der Tür stand, hatte ich alle Räume für mich und konnte in aller Ruhe fotografieren und stöbern. Das ich dann dort auch noch eine alte (fahrbereite!) Wehrmachts-BMW bewundern durfte, war dann auch fast der Höhepunkt des Tages, der kam jedoch ganz am Ende. Wartet es ab!

Als ich wieder vor die Tür trat, begann es gerade zu regnen.

So macht Motorradfahren Spaß!

Deshalb jetzt die Kurzfassung: ab 11:00 Uhr Fahrt in voller Regenausstattung, gegen 11:45 Uhr das erste Gefühl von Nässe am Hals, gegen 13:00 Vollsperrung der Strasse wegen Bauarbeiten für 30 Minuten und gegen 15:00 Uhr hörte der Dauerregen auf. Und weil man ja im strömenden Regen auch stehend nass wird, bin ich dann einfach immer weiter gefahren.

Hinter mir liegen jetzt rund 420 bemerkenswerte Kilometer. Die Landschaft hier an der Küste ist, soweit heute erkennbar, unglaublich. Das türkisfarbene Wasser, die aus dem Meer aufragenden mächtigen schneebedeckten Berge, das alles wirkt wie aus einer anderen Zeit. Die Strasse windet sich in den Felsen gehauen (teilweise wie am Gardasee!) direkt am Wasser entlang oder erklimmt plötzlich in Serpentinen die Berge. Dann fällt die Temperatur plötzlich auf 12 Grad (die Motorradspiegel beschlagen!), um im nächsten Tal wieder auf „tropische“ 18 Grad zu steigen.

Gegen Abend hatte ich nach verschiedenen vergeblichen Versuchen endlich einen geeigneten Platz gefunden. Ein kleiner Campingplatz mit netten 1-Personen-Hütten, vollausgestattet (Geschirr, Kochplatte, Kühlschrank, Kaffeemaschine und Heizung!). In Sichtweite ein Supermarkt! Also schnell noch hin und etwas zum Abendbrot kaufen.

Sorry, Du mußt draußen bleiben 🙂

Jetzt sitze ich in der kleinen Hütte, der Regen prasselt aufs Dach und ich bin über die drei verrückten Biker, die ich eben im Supermarkt traf, immer noch begeistert. Drei Jungs aus Bayern (geschätzt Anfang bis Mitte 20) sind mit drei Kleinkrafträdern auf dem Weg zum Nordkapp. Und ich meine nicht 80er! Nein, „meine“ alte KS50 Watercooled, eine Kreidler und noch eine Zündapp (wenn ich mich nicht irre?) mit dem EBE-Kennzeichen, total witzig aufgebrezelt (sogar mit Action-Cam). Dummerweise hatte ich keine Kamera dabei.

Als ich die Jungs im Supermarkt traf, konnten Sie meine Begeisterung offensichtlich nicht verstehen. Wir wünschten uns noch gute Fahrt und wenn ich jetzt so darüber nachdenke… tauschen würde ich jetzt wohl auch nicht mehr. Die Erinnerung ist manchmal schöner..

Aber während ich noch diesen Blog schreibe, denke ich mir, die müssen doch ähnlich ticken wie du (also ich)? Schnell gegoogelt (Kennzeichen, Zündapp, Nordkapp) und siehe da: Zündapp-Bert scheint ein positiv Verrückter zu sein. Schaut euch das mal an!