Wieso eigentlich nicht Rumänien? Das war so ungefähr mein erster Gedanke vor knapp zwei Jahren, als mir mein ehemaliger Kollege Michael eine Motorradtour nach Rumänien vorschlug.
Ich hatte ihn bereits 2022 für die Islandtour angesprochen, allerdings war er da noch im festen Arbeitsverhältnis und eine Freigabe für den Zeitraum war mehr als unwahrscheinlich.
So kam es zu dieser Idee mit Rumänien.
Ich gebe es zu, das Land war für mich bis dato ein schwarzes Loch. Mit einer Ausnahme: Die Transalpina, auch als Drum național 67C bezeichnet, besitzt unter vielen Motorradfahrern einen ähnlichen Stellenwert, wie die Tour zum Nordkapp!
Also begann im letzten Herbst die Planung. Michael warf ein paar Stichworte (Timișoara, Transalpina, Eisernes Tor, Schlammvulkane etc.) ein und ich baute eine Route.
Dazu nutzte ich nicht mehr den Routenplaner von TomTom, sondern ich baute die gesamte Tour mit dem MRA Routeplanner (kein Tippfehler) und exportierte die Routen dann auf mein TomTom.
Ein weiterer Vorteil: ich kann die Routen hier direkt einbinden und die ändern sich auch nicht, wenn im Winter Pässe gesperrt werden. Das Problem hat man mit Google Maps ja noch immer!
Mit Internet, Reiseführer, Übersichtskarte und Routenplaner entstand so eine Motorradtour von Berlin über Dresden, Prag, Brünn, Bratislava, Balaton nach Timișoara und von dort gegen den Uhrzeigersinn durch Rumänien bis zum Donaudelta und weiter entlang der ukrainischen Grenze zum Hutapass. Schließlich sollte es von dort über Ungarn und Österreich zurück nach Hause gehen.
Der (erste) ursprünglich Plan sah 5100 Kilometer vor, am Ende waren es bei mir 5434 Kilometer.
Bis zum Ende hatte sich der Plan dann mehrfach geändert. Teil des Plans war auch die Nutzung unserer Zelte. Das hat genau einmal geklappt. Während wir in Timișoara von vornherein ein Zimmer für zwei Nächte nehmen wollten, gaben wir die Idee aufgrund des krassen Temperaturanstiegs und der gruseligen Campingplatzsituation schließlich auf! Aber lest es selber…
Ganz am Ende findet ihr dann noch ein kurzes Fazit und ein paar Tipps!
(13.06.24) Horizontjägerin: „Ich wär‘ dann soweit…!“
(27.06.24) So langsam wird’s eng…
(30.06.24) Tag 0: Berlin, Berlin… wir fahren nach Berlin!
(01.07.24) Tag 1: Have you ever seen the rain?
(02.07.24) Tag 2: Rüber über den Balaton
(03.07.24) Tag 3: Ein Tag zum liegenbleiben? Oder hinlegen?
(04.07.24) Tag 4: Walking in Timișoara
(05.07.24) Tag 5: Weiter geht die wilde Fahrt!
(06.07.24) Tag 6: Und wieder einen Haken gemacht!
(07.07.24) Tag 7: Auf dem Weg zu Dracula!
(08.07.24) Tag 8: Ab in den Backofen
(09.07.24) Tag 9: Weiter geht’s nicht!
(10.07.24) Tag 10: Zurück in die Berge
(11.07.24) Tag 11: Und es gibt doch tolle Straßen!
(12.07.24) Tag 12: Planlos in Rumänien!
(13.07.24) Tag 13: Führungswechsel
(14.07.24) Tag 14: Auf die Schnelle nach Hause
(15.07.24) Tag 14 Nachtrag: Motor aus!!
So kurz nach der Tour fällt es mir etwas schwer, ein passendes Fazit zu schreiben. Rumänien hat viele Gesichter… und mir gefallen nicht alle. Das hat nichts mit den Menschen zu tun, wir trafen fast nur auf nette, hilfsbereite und uns gegenüber sehr freundliche Menschen.
Im Norden, den Karpaten oder in Siebenbürgen war es nur toll. Die Landschaften, die Städte und die Straßen waren wie gemalt für Motorradfahrer. Weiter im Süden wurde es zum Abenteuer… ewig weite, flache Landschaften, endlos gerade Straßen mit sehr vielen Unebenheiten und (in diesem Juli 2024) sengende Hitze. Muß man mögen, ich tue es nicht. Trotzdem war der Besuch im Donaudelta wirklich interessant, aber einmal reicht!
Aber egal wie toll es im Norden oder auch auf den beiden Pässen war, die Anfahrt muss ich nicht wieder haben. Wer sich sein Moped auf den Anhänger schnallt, der kommt damit vielleicht besser klar. Ist halt nur nicht mein Ding! Ich steige vor meiner Haustür auf und wieder ab. Von daher…
Zum Verkehr:
Wenn man sich an die Fahrweise der Rumänen gewöhnt hat, dann kann man damit klar kommen. Insbesondere die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden häufig eher als Empfehlung gesehen. In den kleinen Ortschaften wird eigentlich immer 70 km/h gefahren, wir sind auch bei Tempo 80 km/h sehr zügig überholt worden!!
Auch hier gibt es ein Nord-/Südgefälle. Im Norden (und in den größeren Städten!) fährt man sehr viel häufiger nach den Regeln.
Fußgängerüberwege werden geachtet und die Fahrzeuge halten für Fußgänger, die am Straßenrand stehen, an!
Zu den Straßen:
Da gibt es keine Regel… wenn ihr eine ähnlich Rundtour plant, wie wir sie gefahren sind, dann solltet ihr mit allem rechnen. Die geringste Sorge müsst ihr wegen Schotterstrassen haben, die können im Einzelfall vorkommen. Es waren aber nie längere Abschnitte. Insofern braucht ihr nach unseren Erfahrungen keine Geländereifen. Obwohl es sicher auch unbefestigte Straßen. Also Augen auf bei der Planung!
Zum Geld:
Wir haben jeder 500 Leu (bzw. RON) gewechselt, das sind ziemlich genau 100 €. Am Ende mußten wir aufpassen, es noch loszuwerden. Denn eigentlich konnte man überall mit Karte bzw. kontaktlos mit Handy zahlen. Null Problemo!
Zu den Preisen:
Ausserhalb der Touristen Hot-Spots ist gefühlt alles um ein Drittel günstiger. Sobald ihr jedoch in den Hochburgen wie zu Beispiel Hermannstadt (Sibiu), Bran oder besonders in Timișoara seid, merkt ihr kaum einen Unterschied zur Hamburger Innenstadt.
Zum Internet:
Fast alle Unterkünfte verfügten über ein mehr oder weniger schnelles WLAN, das dürfte heute schon Standard wie fließend Wasser oder elektrisch Licht sein. Allerdings hatte ich im Internet von der sagenhaften Internet-Abdeckung in Rumänien gelesen. Das ist ein Gerücht!! Und wenn ihr schon mal einen Buchungsvorgang über booking.com kurz vor Abschluß, in sengender Hitze, abbrechen mußtet, weil das Netz plötzlich weg war… ihr könnt euch vorstelle, wie man dann am fluchen ist!
So, das ist es für dieses Jahr gewesen. Für Anmerkungen oder Fragen könnt ihr mich gerne anschreiben. Ansonsten freue ich mich jetzt auf die ein oder andere Fischbrötchentour!